Was tun im Katastrophenfall?
Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) ist Mitglied der bundesweit einmaligen Initiative Inklusive Katastrophenvorsorge Baden-Württemberg. Die Inklusive Katastrophenvorsorge zielt darauf, dass alle Menschen, unter Berücksichtigung ihrer Lebenssituationen, ihrer Verfassung und ihren Fähigkeiten, gleichen Zugang zu Schutz und Unterstützung in Gefahrensituationen haben. Für die DZG geht es darum, das die Versorgung mit glutenfreier Ernährung im Fall der Fälle gewährleistet ist.
Katastrophenvorsorge im Sinne der Initiative zielt auf den Schutz der Bevölkerung in Gefahrenlagen, wie Naturereignissen (z. B. Starkregen, Hitzewellen, Erdbeben, Stürme, Erreger mit pandemischen Potential), bei technischen Störungen (z. B. Stromausfälle, Unfälle) sowie bei gezielten Angriffen auf Menschen und Infrastruktur (z. B. chemisch, biologisch, radioaktive oder nukleare Angriffe).
Katastrophenvorsorge legt den Fokus auf die Vorbereitung für Gefahrenlagen. Sie umfasst zum Beispiel Maßnahmen zur Stärkung von Selbsthilfefähigkeiten, der Früherkennung und Warnung, Reduzierung von Risiken sowie der Ausbildung und Ausrüstung von Einsatzkräften. In der Arbeit der Initiative wird Katastrophenvorsorge als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden, die ressortübergreifend gedacht werden muss. Katastrophenvorsorge ist eng verbunden mit der Katastrophenprävention (Verhinderung von Extremereignissen), der Katastrophenbewältigung (Akute Hilfeleistung) und der Katastrophenverarbeitung (Wiederaufbau nach Extremereignissen).
Inklusivität im Sinne der Initiative zielt darauf, vielfältige Lebenssituationen, individuelle Verfassungen und Fähigkeiten in der Gestaltung von Katastrophenvorsorge von Beginn an mitzudenken. Dies umfasst grundsätzlich alle Menschen. Alle Menschen, die von einer Gefahrensituation betroffen sind, sollten gleichen Zugang zu Schutz und Unterstützung in Gefahrensituationen haben.
In ihrer Arbeit fokussiert die Initiative insbesondere auf jene Menschen, die bisher nicht immer genügend Beachtung finden: zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Pflegebedarf, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Kinder und Jugendliche, ältere und alte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen ohne festen Wohnsitz. Praktisch bedeutet Inklusivität, dass neben Sicherheitsakteuren, Interessenverbände und Selbstvertretungsorganisationen dieser Gruppen von Beginn an mitwirken, um strukturelle Barrieren in der Katastrophenvorsorge abzubauen und Selbsthilfekapazitäten zu stärken.
Bei der verheerenden Flutkatastrophe im Sommer 2021 starben in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 143 Menschen. Darunter waren 12 Menschen mit Behinderungen, die nicht rechtzeitig aus einer Wohneinrichtung der Lebenshilfe evakuiert werden konnten und ertrunken sind. Wie viele privatlebende Menschen mit chronischen Erkrankungen, mit Behinderungen, Pflegebedarf oder Migrationshintergrund unter den Opfern waren, ist nicht final geklärt. Zugleich machen die Hochwasser im Mai und Juni 2024 im Süden Deutschlands deutlich, wie schnell ähnliche Ereignisse auch in Baden-Württemberg stattfinden können. Demgegenüber zeigen die Ergebnisse der „Bestandsaufnahme zum Katastrophenmanagement und der Inklusion von Menschen mit Behinderungen“, die die Universität Tübingen für Aktion Deutschland Hilft e. V. 2024 veröffentlichte, dass zum Beispiel die Unterstützungsbedarfe und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen bisher nur eingeschränkt im Katastrophenmanagement mitgedacht werden.
Die Initiative inklusive Katastrophenvorsorge gründete sich mit dem Zweck, einen koordinierten Prozess anzustoßen, um in der Katastrophenvorsorge in Baden-Württemberg alle Menschen unter Berücksichtigung ihrer Lebenssituationen, ihrer Verfassung und ihren Fähigkeiten, mitzudenken und ihnen einen gleichen Zugang zu Schutz und Unterstützung in Gefahrensituationen zu ermöglichen.
Konkrete Ziele der Initiative sind die Sensibilisierung aller Akteure der Katastrophenvorsorge für die Situation und Unterstützungsbedarfe diverser gesellschaftlicher Gruppen sowie die Entwicklung und Anregung von Maßnahmen zur Verbesserung der Vorsorge und des Schutzes für (insbesondere) diese Personengruppen.
Die Initiative will dafür die Zusammenarbeit zwischen allen für die Katastrophenvorsorge relevanten Akteuren, wie Behörden, Einrichtungen, Hilfsorganisationen und Selbstvertretungsorganisationen, Interessenvertretungen und Wohlfahrtsverbänden stärken. Die Initiative soll darüber hinaus bei der Bildung von Netzwerken unterstützen, dafür sollen weitere Akteure für die Initiative gewonnen werden. Daneben müssen auch Finanzierungsmöglichkeiten für die inklusive Katastrophenvorsorge festgestellt und geschaffen werden. All dies fördert eine gerechtere, effektivere und nachhaltigere Reaktion auf Gefahrenlagen und trägt zur Stärkung von Gemeinschaften und der Gesellschaften bei.