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Welche Antikörpertests sind sinnvoll?

Laborant*in trägt blaue Handschuhe und hält ein fläschchen mit Blutserum in der Hand

Die Bedeutung der Antikörperbestimmung für die Diagnose der Zöliakie ist heute sehr hoch. Sie wird vor allem für die Erstdiagnose bei Verdacht auf Zöliakie eingesetzt, als Verlaufsuntersuchung unter Diät oder als Screening-Test, um in Familien von Zöliakie-Patienten nach möglichen weiteren Betroffenen zu suchen. Bei Kindern und Jugendlichen bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres kann die Diagnostik einer Zöliakie unter bestimmten Voraussetzungen auch nur über die Bestimmung der Antikörper ohne Biopsie erfolgen. Für Erwachsene gibt es gemäß den gängigen Leitlinien diese Möglichkeit noch nicht. Aber auch hier soll in Studien überprüft werden, ob man nur über eine Antikörpertestung die Erkrankung sichern kann.

Wir unterscheiden heute zwei Gruppen von bekannten Antikörpern:

  1. Die Autoantikörper: Diese sind gegen körpereigene Strukturen gerichtet, deshalb bezeichnet man sie als Autoantikörper. Der Nachweis, dass bei Zöliakie Antikörper gebildet werden, die sich gegen das Enzym Gewebstransglutaminase richten, bestätigte, dass es sich bei der Zöliakie um eine autoimmune Reaktion handelt. Man kennt heute den Endomysium-IgA-Antikörper (abgekürzt: EmA) bzw. den Gewebstransglutaminase-IgA-Antikörper (engl.: tissue transglutaminase, abgekürzt tTG- oder TG2-Ak). Es handelt sich dabei eigentlich um den gleichen Antikörper, jedoch zwei verschiedene Nachweisverfahren. Die unterschiedlichen Namen sind historisch bedingt. Der Test auf Antikörper gegen die Gewebstransglutaminase hat sich heutzutage als wichtigster Parameter etabliert, mit dem man nach einer Zöliakie sucht. Die Endomysium-Antikörper werden eher als Bestätigungstest eingesetzt, da das verwendete Testverfahren recht aufwändig ist.
  2. Antikörper gegen Gliadin: Bereits 1958 hatte man die ersten Antikörper im Blut von Zöliakiepatienten nachweisen können. Sie sind gegen das mit der Nahrung aufgenommene (native = unveränderte) Gliadin gerichtet. Die älteren Gliadin-Antikörpertests hatten jedoch im Vergleich zu den heutigen Untersuchungsmethoden deutlich weniger Zuverlässigkeit hinsichtlich der Aussage, ob eine Zöliakie tatsächlich vorliegt oder nicht. Man findet diese Antikörper häufig bei Gesunden oder im Rahmen anderer Erkrankungen (z.B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen). Auf Grund ihrer geringen Aussagekraft sollten und werden sie heute nicht mehr diagnostisch eingesetzt.
    1. Mittlerweile wurde bei Zöliakiepatienten eine weitere Gruppe an Gliadin-Antikörpern gefunden, die sich durch eine bessere Aussagekraft auszeichnen als das ältere Verfahren. Dieser neuere Test weist Antikörper gegen deamidierten Gliadinpeptide nach. Auch wenn diese Tests in ihrer Zuverlässigkeit besser sind als die “alten” Gliadin-Antikörper, ersetzen sie nicht die vorher genannten Transglutaminase-Antikörper.
    2. Was sind deamidierte Gliadinpeptide? Das mit der Nahrung aufgenommene Gluten wird im Darm nur unvollständig abgebaut. Dies ist bei allen Menschen der Fall. Die verbleibenden Gliadinbruchstücke (Peptide) werden durch die Schleimhaut aufgenommen und treffen auf das Enzym Gewebstransglutaminase. Dieses Enzym löst bei den Peptiden eine Strukturänderung aus, sie werden an bestimmten Eiweißbausteinen (Aminosäuren) deamidiert

Bei allen Antikörpertests unterscheidet man zwischen IgA- und IgG-Antikörpern.

Am zuverlässigsten zeigen EmA-IgA und tTG-IgA-Antikörper, ob eine Zöliakie vorliegt oder nicht. Ein negativer Antikörper-Test kann das Vorliegen einer Zöliakie mit relativ großer Sicherheit ausschließen. Es muss jedoch auch immer zumindest einmalig bei der ersten Untersuchung ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden. Warum das wichtig ist, erfahren Sie unter dem Punkt IgA-Mangel – was ist das?.

Wichtig ist, bei der Diagnostik zu berücksichtigen, dass die unter glutenhaltiger Ernährung erhöhten Antikörper durch die glutenfreie Diät mehr oder weniger schnell in den Normbereich absinken und somit nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachweisbar sind. Antikörpertests, die unter sehr glutenarmer bis glutenfreier Ernährung durchgeführt werden, erlauben daher bei unauffälligen Werten keine sichere Aussage, ob eine Zöliakie vorliegt oder nicht. Allerdings können Verlaufskontrollen mittels Antikörperuntersuchungen vorgenommen werden, da normalisierte Titer bei Beschwerdefreiheit meist auf eine gute Diäteinhaltung rückschließen lassen.

Kurz gesagt – Erste Schritte in der Diagnostik:

  1. Verdacht auf Zöliakie auf Grund von Symptomen oder anderen Zeichen (z.B. anhaltender Eisenmangel)
  2. Angehörige einer Risikogruppe
  • Bestimmung der TTG-IgA-Antikörper
  • Gesamt-IgA