Mit einer großen Sause am Samstag, 18. Mai, in Stuttgart wird die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Sie hat sich von einer regionalen Selbsthilfeorganisation für die Eltern zöliakieerkrankter Kinder zu der bundesdeutschen Institution in Sachen Zöliakie entwickelt. Mit drei Dutzend Mitgliedern ging einst alles los. Heute zählt die DZG über 40 000 Mitglieder. Was über fünf Jahrzehnten geblieben ist: man bietet Hilfe zur Selbsthilfe, wenngleich heute sehr viel professioneller als in den Anfangszeiten.
Vieles wurde erreicht seit 1974. Das ist sicher ein Grund für Dankbarkeit. 50 Jahre Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Anlass zum Feiern. Im beeindruckenden Ambiente des Römerkastells in Stuttgart-Bad Cannstatt findet am 18. Mai ab 11 Uhr eine großes Fest für alle Zölis, ihre Familien, Freunde und die Öffentlichkeit statt. Spannende Vorträge für Neudiagnostizierte und erfahrene Zöliakiebetroffene sind geplant, die wichtigsten Hersteller glutenfreier Lebensmittel präsentieren sich in einer Zeltstadt, für Kinder gibt es zahlreiche Attraktionen. Das Ganze wird flankiert von einem tollen Unterhaltungsprogramm. Das Impro-Theater Stuttgart wird das Publikum in seine Shows einbeziehen. Livemusik kommt von Tatjana Gessler (SWR) und ihrer Band, für das Comedy-Highlight sorgt Bernd Kohlhepp, bundesweit bekannt als „Hämmerle“. Doch ihn auf diese Figur zu reduzieren, würde dem Multikünstler nicht gerecht. Wir alle sind gespannt, was der Vielbegabte auf die Bühne zaubern wird. Alle wichtigen Infos zum Jubiläum gibt es hier.
Begonnen hatte für die DZG einst alles mit der Gründungsveranstaltung am 29. Oktober 1974 im Hörsaal des Stuttgarter Olga-Hospitals. Drei Dutzend Gründungsmitglieder weist das Protokoll aus, seinerzeit war alles noch eine weitgehend baden-württembergische Angelegenheit. Der erste Vorstand der DZG bestand aus vier Mitgliedern, zwei Frauen und zwei Männern. Drei kamen aus Stuttgart, einer aus Herrenberg. Die erste Mitgliederversammlung fand am 16. Januar 1975 in den Räumen der Uni Hohenheim statt. Damals wurden schon 126 Mitglieder gezählt. Das Modell mit dem ehrenamtlichen Vorstand hatte bis 2022 Bestand, dann wurde vom Aufsichtsrat aufgrund der vielfach gestiegenen Anforderungen und Angebote erstmals ein hauptamtlicher Vorstand berufen.
Das Leben der Menschen mit Zöliakie und Dermatitis herpetiformis Duhring ist in diesen 50 Jahren leichter geworden, vieles hat sich verbessert, manche „Baustellen“ müssen aber noch immer intensiv beackert werden. Die Diagnostik ist nicht mehr mit früher zu vergleichen, sie ist heute eindeutig und standardisiert. Das Angebot an glutenfreien Lebensmitteln ist im Vergleich zu damals gerade explosionsartig gewachsen, was ganz eindeutig eine bessere Lebensqualität für Zölis mit sich gebracht hat. An Medikamenten wird geforscht und die aktuellen Studien geben Anlass zu Optimismus.
Noch immer aber hat die Zöliakie im öffentlichen Bewusstsein nicht den Status, der ihr angesichts der großen Zahl Betroffener zukommen müsste. Noch immer erkennen zu viele Ärzte eine Zöliakie nicht. Noch immer fühlen sich viele Zölis nicht ernst genommen und erleben Ausgrenzung. Noch immer ist es schwierig, außerhalb der Großstädte in der Gastronomie problemlos glutenfrei speisen zu gehen. Noch immer gibt es in Deutschland keine finanzielle Unterstützung für Betroffene. Politik und Gesundheitsverwaltung stellen sich in dieser Frage gerne taub, blind und stumm. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft arbeitet weiter beharrlich daran, diese Missstände zu benennen und hoffentlich eines Tages zu lösen.
Jetzt freuen wir uns auf den 18. Mai!