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Der Blick auf die eigenen Ressourcen

Der Blick auf die eigenen Ressourcen

Da die psychische und die körperliche Gesundheit sich gegenseitig beeinflussen, spielt die Psychologie auch bei körperlichen Erkrankungen eine relevante Rolle. Zum Beispiel beim Thema Stress. 

Stress kennen wir alle: Durch Termindruck, Chaos auf der Arbeit, Streitigkeiten in der Familie – Stressquellen gibt es viele. Doch gerade chronische Erkrankungen, wie die Zöliakie, bringen nochmal ganz eigene Herausforderungen mit sich. Da kann es sehr hilfreich sein, die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Stress auszubauen und so gleichzeitig die persönliche Resilienz zu fördern. 

Was ist Resilienz?

Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft. Damit ist gemeint, nach etwa einem einschneidenden Erlebnis (z.B. extremem Stress, Verlust einer geliebten Person oder eben auch nach der Diagnose einer chronischen Erkrankung) wieder zum Ausgangspunkt zurückzufinden. Oder besser gesagt: Zurück zum psychischen Wohlbefinden. 

Das heißt nicht, dass resiliente Menschen der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“ sind, der äußere Einflüsse völlig unbeeindruckt an sich vorüberziehen lässt. Auch resiliente Menschen können mal aus der Bahn geworfen werden. Aber sie finden relativ schnell wieder zum „Normalzustand“ zurück und entwickeln weniger stressbedingte Symptome oder Folgeerkrankungen. 

Resilienz ist ein dynamischer Anpassungsprozess

Resilienz ist zum Teil angeboren, zum Teil jedoch erfreulicherweise auch trainierbar. Dabei geht es übrigens nicht um Selbstoptimierung, mit dem Ziel noch mehr Stress auszuhalten und z. B. beruflich noch leistungsfähiger zu sein. Auch geht es nicht darum, die Verantwortung für die psychische Gesundheit komplett auf die Einzelperson zu verschieben. Schließlich haben auch äußere Faktoren einen Einfluss auf unser Wohlbefinden, welche wir manchmal einfach nicht selbst beeinflussen können. Stressmanagement und Resilienzförderung sind Werkzeuge, die wir nutzen können – aber auch keine Allheilmittel. 

Auch ein bisschen Übung kann viel bringen

Beim Trainieren von Resilienz geht es um den Aufbau individueller Ressourcen und den bewussten Rückgriff darauf. „Übung“ ist hier ein wichtiges Stichwort. Das kann in Form von z.B. Selbstreflexion, Achtsamkeits- oder Dankbarkeitsübungen passieren. Solche Übungen kannst du immer wieder in deinen Alltag einfließen lassen oder kleine Rituale daraus machen. Du musst also nicht dein komplettes Leben von heute auf morgen umkrempeln, da auch kleine regelmäßige Einheiten schon helfen. 

Du kannst dir das Gehirn wie eine Dauerbaustelle vorstellen. Wenn wir etwas Neues lernen, bilden sich neue neuronale Verknüpfungen. Diese werden beim wiederholten Üben stärker, so dass uns damit verbundene Denk- und Verhaltensweisen zunehmend leichter fallen. 

Wenn wir also immer wieder üben, den Blick auf unsere Ressourcen zu lenken, um diese in die Lösungsfindung einzubauen und zu nutzen, fällt uns das auch in stressigeren Phasen irgendwann leichter. 

Apropos Stressphasen: Stressauslöser und Ressourcen sollten sich möglichst nicht gerade so die Waage halten. Denn in Stressphasen kippt dieses (in „normalen“ Zeiten bestehende) Gleichgewicht schnell in Richtung Stress und Überforderung. 

Es geht also viel mehr darum, in guten Zeiten in die eigenen Ressourcen zu investieren, um ein entsprechendes Gegengewicht zu haben, wenn es nötig ist. 

Einladung zur Reflexion

Gerade in herausfordernden Zeiten verschiebt sich unser Fokus meistens auf das Negative. Doch wenn wir nur auf die Probleme schauen, bleibt wenig Kapazität für lösungsorientiertes Denken übrig. Das soll nicht heißen, dass resiliente Menschen negative Dinge einfach ausblenden oder schönreden. Es ist nur so, dass die Dinge, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken, mehr Raum in unserer Wahrnehmung einnehmen. Darum lohnt sich ein Blick auf die eigenen Ressourcen bei der Suche nach Lösungen. 

Du möchtest dir deine Ressourcen jetzt einmal vor Augen führen? Dann nimm dir gern Stift und Papier zur Hand und beantworte folgende Reflexionsfragen für dich: 

  • Was sind meine Ressourcen? (Beispiele: stabiles soziales Netzwerk, finanzielle Sicherheit, bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, Wissen, Kompetenzen oder Fähigkeiten usw.)
  • Wie kann ich diese Ressourcen in Bezug auf meine Erkrankung nutzen? (Beispiel: „Meine Neugier hilft mir dabei, neue glutenfreie Rezepte auszuprobieren“, „Meine Freundin tröstet mich, wenn ich mich wegen meiner Erkrankung schlecht fühle“, …)
  • Welche schwierigen Phasen habe ich schon überstanden und was/wer hat mir dabei geholfen? 
  • Welche Strategien haben mir bisher gut im Umgang mit Stress geholfen? Welche möchte ich vielleicht noch ausprobieren? (Beispiele: Zeitmanagement, Entspannungsübungen, Sport, Zeit mit Freund*innen, …)
  • Was kann ich in meinen Alltag einbauen, um meine Resilienz zu fördern? (Beispiele: Selbstmitgefühl üben, Schlafgewohnheiten verbessern, Beziehungen pflegen, …)